London und mehr

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Andere Länder, andere Weihnachten

26/12/2015 By Tina Kommentar verfassen

Anders als in Deutschland feiert man ja den Heiligabend in England nicht – die Bescherung ist am 1. Weihnachtstag morgens. Traditionell wird auch keine Weihnachtsgans, sondern Truthahn aufgetischt.

 

Boxing Day statt Zweiter Weihnachtstag

Und heute haben wir „Boxing Day“. Der Name hängt damit zusammen, dass an diesem Tag früher die Arbeitgeber und Kaufleute Boxen mit Geschenken an ihre Angestellten, Kunden und Gechäftspartner verteilt haben. Inzwischen ist es wie in Deutschland ein Feiertag. Das heißt aber nicht, dass die Geschäfte geschlossen sind, ganz im Gegenteil, denn heute ist Großeinkaufstag mit vielen Sonderangeboten. Ich werde mich aber aus der Innenstadt fernhalten, weil ich keine Lust auf den Rummel habe.

Weihnachtsmärkte werden in London immer größer

Weihnachtsmarkt in London

Weihnachtsmarkt vor Tate Modern an der Themse

Vor einigen Tagen war ich noch auf einem Weihnachtsmarkt und habe gestaunt, wie groß er inzwischen geworden ist. Die deutschen Einflüsse sind unübersehbar, denn Bratwurst- und Glühweinstände waren in London früher nicht üblich. Als ich vor 15 Jahren hierher gezogen bin, gab es noch gar keine Weihnachtsmärkte, die haben sich im Laufe der Zeit etabliert, weil die Leute anscheinend Geschmack daran gefunden haben. Der größte ist nach wie vor das Winter Wonderland im Hyde Park, und da war gestern geschlossen, aber ab heute ist der Weihnachtsmarkt wieder geöffnet, sogar noch bis zum 3. Januar.

Auf dem Bild hier fällt auf, dass „Season’s Greatings“ über der Hütte steht. Den Ausdruck findet man auch oft statt „Merry Christmas“ auf Weihnachtskarten. Ich denke, es hat etwas damit zutun, dass es hier ja auch viele Leute gibt, die keine christlichen Wurzeln haben und die Feiertage trotztdem genießen.

Internationale Weihnachten

Ukrainisches Weihnachtsgeschenk aus Schokolade

Ukrainisches Weihnachtsgeschenk aus Schokolade

Bei mir war Weihnachten gestern mal wieder international. Meine ukrainische Mitbewohnerin hatte Besuch aus der Heimat und musste viel übersetzen. Es hat Spaß gemacht, sich bei einigen Gläsern Wein über die unterschiedlichen Sitten in unseren Ländern auszutauschen. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass man in der Ukraine und anderen Teilen der Welt mit christlich-orthodoxer Tradition eigentlich erst Anfang Januar Weihnachten feiert.

 

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs schöne restliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

 

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Der 11.11. hat in Großbritannien eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland

11/11/2015 By Tina Kommentar verfassen

Am 11.11. um 11.11 Uhr gibt es ja in Deutschland immer ein großes Trara, und los geht es mit der neuen Karnevalssaison. Wer allerdings denkt, dass hier in London etwas Ähnliches passiert, wird sich wundern oder womöglich schockiert sein, denn der Kontrast ist sehr groß und man könnte ihn sogar makaber nennen.

Um 11 Uhr gibt es in London und anderswo am 11.11. traditionell ein zweiminütiges Schweigen. Man denkt dann an die Soldaten, die in Kriegen umgekommen sind und die Tradition reicht bis zum 1. Weltkrieg zurück.

Am „Remembrance“ oder „Armistice“ Sunday“, also am Sonntag, der dem 11. November am nächsten ist, finden außerdem Feierlichkeiten im ganzen Land und vor allem auch in Commonwealth-Ländern statt.

Das Symbol für diese Erinnerungen sind Mohnblumen zum Anstecken, die um diese Jahreszeit verkauft werden und der Erlös geht an Kriegsveteranen oder ihre überlebenden Angehörigen.

Hintergründe

poppy-50590_640Inspiriert wurden die Tradition mit den Mohnblumen von dem Kriegsgedicht „In Flanders Fields“ (Auf Flanders Feldern), eines der bekanntesten englischsprachigen Gedichte über den Ersten Weltkrieg.

Der kanadische Lieutenant John Mc Grae, der u. a. auch Schriftsteller war, erinnert damit an einen gefallenen Freund und Soldaten.

Der rot blühende Klatschmohn ist ein Symbol für das vergossene Blut, aber auch gleichzeitig für Hoffnung, Mohnsamen ist nämlich sehr keimfähig und Mohnblumen wachsen auch unter widrigen Umständen; die Böden der Kriegsfelder waren ja damals vom deutschen Chlorgas zerstört.

Die Tradition heute

Von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und von denen, die im Fernsehen auftreten, wird in Großbritannien traditionell erwartet, dass Sie die Poppies tragen.

Allerdings gibt es inzwischen auch von manchen Seiten Kritik, weil man das Ganze auch als Glorifizierung und Rechtfertigung der heutigen Kriege verstehen könnte.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich selber immer schon gemischte Gefühle bei den Poppys hatte und mittlerweile habe ich sogar den Eindruck, dass sie von weniger Leuten in der Öffentlichkeit getragen werden als noch vor einigen Jahren.

Man kann Großbritannien sicher als ein Land bezeichnen, in dem Traditionen generell wichtiger sind als in Deutschland und dieses Land gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den „Guten“, während von Deutschland das Schlimmste ausging, was jemals in der Geschichte der Menschheit passiert ist, von daher fällt es mir wohl auch schwer, überhaupt etwas Positives an Kriegen zu sehen – an welchen Kriegen auch immer.

 

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Neben- oder hauptberuflich selbständig machen? Blogparade von „Selbständig im Netz“

30/09/2015 By Tina 1 Kommentar

Hier kommt mein Beitrag zur Blogparade von Peer und Susann („Selbständig im Netz“): Neben- oder hauptberuflich selbständig machen? Unten beantworte ich die Fragen, die sie auf ihrem Blog stellen.

 

International Translation Day 2015-Poster-1-Finland-SKTL scaled down etwas groesser

Jedes Jahr am 30. September ist Internationaler Übersetzertag

Womit willst oder hast du dich neben- oder hauptberuflich selbständig gemacht?

Ich habe mich vor vielen Jahren als literarische Übersetzerin nebenberuflich selbständig gemacht und damals hatte ich noch einen festen Teilzeitjob als Verwaltungsangestellte. Seit meinem Umzug nach England arbeite ich in Vollzeit freiberuflich, hier gibt es deutlich weniger Teilzeitstellen und ich hätte es auch extrem schwierig gefunden, neben einer Vollzeitarbeit und den meist langen Anfahrtswegen nebenberuflich noch etwas anderes auf die Beine zu stellen.

Mittlerweile bin ich nicht mehr in erster Linie Literaturübersetzerin, sondern u.a. feste Freie als Lehrerin für eine nette kleine deutsche Sprachschule, außerdem übersetze ich viele Formate, eine Zeit lang waren das vor allem Filmuntertitel, und als Redakteurin und Journalistin habe ich auch schon gearbeitet.

Im letzten Jahr bin ich dann langsam damit angefangen, diesen Blog über London und einen anderen auf Englisch über internationales Self-Publishing zu starten.

Warum hast du dich neben- oder hauptberuflich selbständig gemacht?

Ich wollte damals unbedingt Bücher übersetzen, es hätte nicht unbedingt selbständig sein müssen, aber es ist schwierig genug, überhaupt freiberuflich für Verlage übersetzen zu dürfen, Angestellte kenne ich auf diesem Gebiet keine.

Jetzt arbeite ich schon seit mittlerweile 14 Jahren in Vollzeit selbständig und sehe inzwischen vor allem die Vorteile, nämlich die größere Freiheit, Flexibilität und Vielfalt in der Arbeit.

Hast du deinen Arbeitgeber informiert?

Ja, und wegen der Teilzeittätigkeit war das damals auch kein Problem, ich war ja mit dem anderen Job nicht voll ausgelastet, von daher musste mein Chef nicht befürchten, dass die Arbeit für ihn darunter leidet.

Wie schaffst du den Balance-Akt zwischen Job, Familie und Gründung?

Als ich mit dem Übersetzen angefangen habe, war ich noch mit einem Mann verheiratet, der sich wohl offenbar doch vor allem eine gute Hausfrau gewünscht hatte – und dann ist unsere Beziehung nicht nur deshalb, aber sicher auch aus diesem Grund in die Brüche gegangen, er fand es anscheinend gar nicht schlecht, dass ich anfangs nach dem Studium nur einen Teilzeitjob gefunden hatte. Durch meine Übersetzungsarbeit war ich dann aber nicht mehr so flexibel und konnte und wollte meine Prioritäten nicht mehr ständig seinen unterordnen. Im Nachhinein kann ich sagen, das war damals keine leichte Zeit, aber ich habe dadurch begriffen, was ich wirklich will.

Inzwischen kommt für mich nur noch eine Beziehung auf Augenhöhe in Frage, ohne traditionelle Rollenmuster, und mir ist wichtig, nicht nur die Haus- sondern auch die Erwerbsarbeit zu teilen. Irgendwann war ich mal überrascht, als ich erfahren habe, dass auch Männer die alten Rollenerwartungen nicht immer toll finden – ich weiß jetzt, dass nicht jeder scharf auf den Druck ist, unter dem Allein- oder Hauptverdiener oft stehen.

Welche positiven und negativen Erfahrungen hast du gemacht?

Literaturübersetzen habe ich immer gerne gemacht, aber leider wird es schlecht bezahlt, und ich wusste, dass ich davon in einer teuren Stadt wie London auf die Dauer nicht leben kann. Deshalb musste ich andere Wege finden. Viele Jahre lang habe ich dann Filmuntertitel übersetzt, bis auch da die Honorare runtergingen – wer das nicht mitmachen wollte, musste sich etwas anderes suchen.

Es sieht so aus, als ob ich mich immer wieder neu erfinden muss. Das Lernen hört ja heute eh für niemanden auf, aber ich glaube, bei mir ist es besonders extrem. Ich habe mich schon so an die ständigen Veränderungen in meinem Leben gewöhnt, dass ich das Gefühl habe, ich brauche die jetzt beinahe 😉

Was waren oder sind deine größten Herausforderungen?

Ich arbeite mit Sprache, und das ist traditionell ein Bereich, in dem vor allem Frauen arbeiten, viele von ihnen von zu Hause aus. Sie sind oft quasi nur „Dazuverdienerinnen“ und ihr Mann bringt das meiste Geld nach Hause, was bedeutet, dass die Honorare in der Regel niedrig sind – ich dagegen muss und will meinen Lebensunterhalt in einer teuren Stadt wie London alleine verdienen.

Aber Herausforderungen sind dazu da, um daran zu wachsen, und ich habe bisher immer wieder neue Ideen gehabt, wie es nach einer Flaute weitergehen sollte.

Und hier sind meine Tipps für zukünftige nebenberufliche oder Vollzeit-Selbständige:

  1. Überlege dir, für was du brennst, wo deine Leidenschaft liegt, damit du auch Durststrecken durchältst.
  2. Ich würde mich erst mal nebenberuflich selbständig zu machen, wenn das möglich ist, um herauszufinden, ob dir das, was du dir vorgestellt hast, tatsächlich liegt und der Arbeitsalltag dann wirklich so aussieht, wie du ihn dir vorgestellt hast. Dann kannst du immer noch entscheiden, ob du das auf die Dauer hauptberuflich machen willst.
  3. Ich würde mir auch möglichst Zeit bei der Entscheidung lassen, worauf es letztlich genau hinauslaufen soll, am Anfang kann man noch nicht immer so genau abschätzen, wie man sich langfristig damit fühlt und inwieweit es finanziell läuft.
  4. Miss dich nicht an anderen und an dem, was deine Umwelt „normal“ findet. Es ist dein Leben!
  5. Wenn du selber genau weißt, was du willst, würde ich auch mit einem Partner oder einer Partnerin so bald es geht besprechen, wie du dir dein Leben vorstellst. Je eher, desto besser, vielleicht bleibt dir dann erspart, was mir passiert ist, nämlich den Falschen zu heiraten. Heute sind die Rollen eben nicht mehr so klar definiert, wie das früher mal der Fall war …
  6. Erlaube dir, nicht perfekt zu sein, das ist sowieso niemand, schon gar nicht am Anfang. Und wer mal so richtig auf die Nase fällt und es schafft, dann wieder aufzustehen, der wird immer stärker. Es heißt ja, dass alle erfolgreichen Leute mal so richtig baden gegangen sind – manche behaupten, dass es für großen Erfolg sogar unbedingt notwendig ist, so etwas mal erlebt zu haben und ich glaube das auch. Die Nasa hält Versagen übrigens für besonders wichtig, um innovativ zu sein, und bei denen gibt es für ihre Angestellten sogar einen Preis für Misserfolge.
  7. Arbeite nicht ununterbrochen, sondern gönn dir Pausen, sonst hast du irgendwann keine Kraft mehr zum Weitermachen, und sei generell nett zu dir. Ich denke, die meisten von uns haben schon in der Schule gelernt, vor allem unter Druck zu arbeiten, aber ständiger Druck macht einen auf die Dauer kaputt.
  8. Vernetze dich mit anderen  – wer nicht immer alleine kämpft, muss sich nicht alles einsam erarbeiten und kann sich gegenseitig hochziehen, wenn es mal hakt. Ich verabrede mich zum Beispiel inzwischen regelmäßig mit einer Freundin, die auch bloggt, zum Skypen oder im Café und dann erzählen wir uns, was wir geschafft haben und was wir bis zum nächsten Gespräch vorhaben. Ich hätte nie gedacht, dass das einen so großen Unterschied machen würde! Auch im Internet, übers Bloggen und Kommentieren und über Social Media kann man sich natürlich vernetzen, aber ich würde mich deshalb trotzdem noch mit Leuten in ähnlicher Situation ab und zu persönlich treffen und auch entsprechende Veranstaltungen besuchen. Der direkte Kontakt ist doch noch mal was anderes als eine rein virtuelle Verbindung.
  9. Ich bin davon überzeugt, dass die selbständige Arbeit von Solopreneuren Zukunft hat. Unsere Welt verändert sich schließlich immer schneller und ich glaube, dass Leute, die für sich allein oder mit einem Mini-Team selbständig arbeiten, besser auf zukünftige Veränderungen reagieren können, weil sie flexibler sind, wenn sie keine große Firma im Nacken haben, die sich nur schwerfällig bewegt. Das heißt aber nicht, dass man dabei immer Einzelkämpfer sein muss: Wir können uns ja für bestimmte Projekte mit anderen zusammenschließen.

Und hier noch ein paar Worte zum Schluss:

Heute, am 30. September, ist internationaler Übersetzertag. Dadurch soll einmal im Jahr eine sonst eher unsichtbare Branche etwas sichtbarer gemacht werden. Ich habe auch auf meinem englischen Blog etwas dazu geschrieben. Wer Englisch lesen kann und sich für das Thema interessiert, kann da gerne mal vorbeigucken.

Blogger veröffentlichen ja oft E-Books – wieso sollte das nicht auch international möglich sein? Aus dem Englischen werden jede Menge Bücher ins Deutsche und in andere Sprachen übersetzt, aber bisher leider nur wenige umgekehrt, aber ich sehe Wege, wie sich das ändern kann, dazu gibt es auch einen Artikel auf meinem englischen Blog.

Badezimmer ohne Steckdose

20/09/2015 By Tina Kommentar verfassen

Bei uns ist Nassrasur angesagt

Rasierpinsel 250 heightJa, es stimmt, in unserem Badezimmer gibt es tatsächlich keine Steckdose, die sind nämlich in Großbritannien in Nasszellen nicht erlaubt, das heißt, die modernen Badezimmer haben normalerweise eine, aber mit reduzierter Spannung für Rasierapparate, einen Föhn kann man da zum Beispiel nicht anschließen. Ich wohne in einem alten Haus, hier geht gar nichts und Männer, die keinen Rasierapparat mit Batterie bzw. Akku haben, müssen bei uns mit dem guten alten Rasierpinsel vorlieb nehmen oder können sich eben mal nicht rasieren, Bärte sind ja inzwischen auch sowieso wieder in Mode 😉

Nun hat mir mein Vater gerade erzählt, dass er sich (in Deutschland) einen neuen Rasierapparat kaufen will, und er sagte, dass die neuesten Modelle eh fast alle einen Akku haben, bei denen gibt es dann also kein Problem.

Ich gehe allerdings davon aus, dass es in englischen Hotels normalerweise Anschlüsse für Rasierapparate gibt, aber wie gesagt, für einen Föhn dagegen nicht – dann muss eben, wie bei uns auch, einfach in einem anderen Zimmer geföhnt werden.

Quizfrage: Was ist das hier auf dem Bild?

Lichtschalter in Großbritannien

Ein mysteriöses Ding im Badezimmer …

So manch einer, der zum ersten Mal nach Großbritannien kommt, wird sich außerdem in unserem Badezimmer über die Schnur wundern, die hier abgebildet ist. Sollte das etwa die Klospülung sein? Aber nein, das stille Örtchen ist gar nicht in der Nähe. Oder zieht man damit womöglich die Gardine zu? Auch Fehlanzeige. Hier ist die Lösung: Es ist der Lichtschalter, und durch Ziehen am Bändchen schaltet man die Lampe ein oder aus. Nun hat hier aber nicht jedes Badezimmer so einen, es geht auch anders – der Schalter ist oft einfach vor der Tür. Im Badezimmer selbst sucht man dagegen die sonst üblichen Lichtschalter vergeblich, die sind da nicht erlaubt.

Auch andere Stecker

britischer Stecker

dreipoliger britischer Stecker

Tja, und was andere elektrische Geräte betrifft, so gibt es in Großbritannien ja dreipolige Stecker, die mehr Sicherheit bieten sollen als zweipolige. Auf diesem etwas älteren Stecker steht noch „250 Volt“, aber inzwischen wurde die elektrische Spannung innerhalb der EU auf 230 Volt vereinheitlicht, auch wenn es gelegentlich heißt, dass in Großbritannien 240 Volt üblich sind, aber es gibt da ja sowieso einen Toleranzspielraum und es ist kein Problem, mit den entsprechenden Adaptern deutsche oder andere EU-Geräte zu benutzen.

Ein anderer Unterschied ist noch der, dass es hier anders als in Deutschland fast an jeder Steckdose einen Schalter gibt, mit dem sie an- und ausgeknipst werden kann.

Alles in allem finde ich es bemerkenswert, dass man in Großbritannien bei elektrischen Geräten vorsichtiger ist als in Deutschland, wo doch andererseits Sicherheit einen niedrigeren Stellenwert hat: Für Handwerksberufe, auch für den des Elektrikers, ist hier nicht wie in Deutschland unbedingt eine mehrjährige Ausbildung erforderlich, selbst Leute, die Schnellkurse absolviert haben, findet man oft. Wer allerdings einen richtig guten, zuverlässigen Elektriker sucht, für den ist es auch kein Problem, auf Nummer Sicher zu gehen, denn man kann über diese Website jemanden suchen, der offiziell geprüft und registriert ist.

 

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21/08/2015 By Tina Kommentar verfassen

 

So, jetzt habe ich ihn also gestartet, meinen YouTube Channel, und hier ist mein erstes kleines, bescheidenes Video, mit deutschem Ton und englischen und deutschen Untertiteln. Es geht um eine oftmals unerwartete Herausforderung, die Deutsche in England erleben können:

 

 

 

Glückssuche: von 9 bis 5 arbeiten oder den Job kündigen und ab in die Welt?

24/07/2015 By Tina 5 Kommentare

Tanja Starck von www.reiseaufnahmen.de hat zur Blogparade zum Thema Glückssuche mit der Frage aufgerufen, ob es uns als digitale Nomaden rauszieht in die Welt, und hier schreibe ich über meine Sicht der Dinge.

 

Auch freiberufliche, digitale Arbeit ist nicht immer Gold

Bei mir ist es ja schon 14 Jahre her, dass ich meinen Job in Deutschland gekündigt habe. Ich bin zwar keine digitale Nomadin geworden, arbeite aber seitdem freiberuflich in meiner Wahlheimat London.

Unterm Strich liebe ich das, was ich tue, aber es gab auch schon Situationen, die mir ein bisschen wie ein Hamsterrad vorkamen. Zum Beispiel habe ich viele Jahre lang ausschließlich als freiberufliche Übersetzerin von Filmuntertiteln gearbeitet, was einerseits interessant war, aber ich habe auch so manche Spät- und Nachtschicht eingelegt, weil zeitweise extrem viel zu tun war und dann auch wieder gar nicht. So etwas vermeide ich heutzutage, soweit es geht. Ich konnte damals auch nicht einfach Aufträge ablehnen – schließlich musste ich wie die meisten Leute auch Geld verdienen. Das Ganze spitzte sich dann zu, als in der gesamten Branche die Honorare immer weiter gesenkt wurden, weil man für diese Art von Arbeit irgendwann nicht mehr in einer teuren Stadt wie London leben musste – ein Internet-Zugang genügte. Damals wäre es in der Tat praktisch gewesen, in ein Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten zu ziehen oder eben als digitale Nomadin in Ländern unterwegs zu sein, wo man günstig lebt.

Ich liebe allerdings London zu sehr, um hier wegzugehen. Außerdem weiß ich, wie schnell sich die Dinge ändern können und würde mich nicht mehr nur auf eine Art von Arbeit verlassen. Stattdessen mache ich unterschiedliche Dinge, u.a. Deutsch unterrichten und verschiedene Formate übersetzen, damit nicht alles auf einmal wegfällt, wenn es irgendwo nicht mehr so gut läuft.

Außerdem ist es mir inzwischen wichtig, eigene Projekte mit noch mehr Freiheit zu haben, die einem keiner nehmen kann, dazu zählt auch dieser Blog, der mir großen Spaß macht. Dabei sagt einem aber auch niemand mehr, wann etwas fertig zu sein hat. Um etwas gebacken zu kriegen, muss ich mir selber Fristen setzen, und das ist mir bisher oft schwer gefallen. Aber ich arbeite daran, und ich glaube, ich habe jetzt eine Lösung gefunden. Für diesen Beitrag habe ich mich zum Beispiel mit einer Freundin, die in einer ähnlichen Situation ist, heute noch zum Skypen verabredet. Wir wollen uns gegenseitig davon berichten, was wir geschafft haben, und wie man sieht, habe ich immerhin diesen Artikel geschrieben …

Menschen aus aller Welt zu treffen ist mir wichtiger als Reisen

internationale BegegnungIch finde, bei der Frage, wie wir leben und arbeiten sollten, kann es keine Patentrezepte geben, die Entscheidung müssen wir selber treffen, je nachdem, welche Bedürfnisse wir haben, mit wie viel Sicherheit und wie viel Freiheit wir uns am wohlsten fühlen und wie das alles dann genau aussehen soll.

Wenn ich überhaupt als digitale Nomadin leben wollen würde, dann deshalb, um Menschen aus aller Welt kennenzulernen, immer wieder neue Länder zu sehen, ist mir nicht wichtig. Ich verreise heutzutage sogar weniger als von Deutschland aus. Leute aus allen Ecken der Welt treffe ich in London sowieso ständig, es ist immer wieder spannend, und das ist mir persönlich am wichtigsten – warum sollte ich also woanders sein wollen? Es gibt ja auch Leute, die viel reisen, und dabei in All-inclusive-Ghettos selten wirklich einschneidenden neuen Erfahrungen machen. Bei so etwas würde ich mich garantiert wahnsinnig langweilen.

Mir gefällt übrigens auch meine Homebase am Ort der Wahl zum Arbeiten und Leben.

Freiberuflich arbeite ich ja eh schon seit vielen Jahren und werde das weiter tun, allerdings ist es mein Ziel, dabei immer mehr Selbstbestimmung zu haben, so, wie es jetzt schon teilweise der Fall ist, und damit meine ich, wie schon gesagt, nicht die Ortsunabhängigkeit. Ich bin optimistisch, dass mir das in Zukunft noch besser gelingen wird 🙂

 

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Kanone und arabische Werbung sind die Markenzeichen des Londoner Fußballclubs Arsenal

21/05/2015 By Tina Kommentar verfassen

Arsenal-Stadion in London

Der Premier League Fußballclub Arsenal ist für mich nicht zu übersehen, schließlich wohne ich nicht allzu weit vom Stadion entfernt.

Wenn Arsenal ein Heimspiel hat, bevölkern jede Menge Fans die Viertel in meiner Umgebung. Die Pubs sind überfüllt und immer, wenn ich mal vor oder nach einem Spiel in der Nähe des Stadions mit dem Fahrrad fahre, heißt es absteigen, da gibt es dann nämlich kein Durchkommen mehr.

Selbst zu Fuß ist es eine Herausforderung, sich in Gegenrichtung durch die Menschenmassen zu kämpfen.

Kein Wunder, das Stadion ist schließlich nicht das kleinste. Da passen mehr als 60.000 Zuschauer rein, und es ist normalerweise ausverkauft. Fußball ist eben sehr beliebt.

Fußball und VölkerverständigungDer Arsenal F.C. 1886 wurde ursprünglich von Arbeitern der Woolwich Arsenal Armament Factory, einer Londoner Rüstungsfabrik, gegründet.

Daher stammt einerseits der Name Arsenal, andererseits der Spitzname „Gunners“ und es ist auch klar, wo das Emblem mit der Kanone herkommt.

Der Original-Ort Woolwich liegt übrigens noch weiter im Osten Londons als das heutige Stadion, und als Arsenal immer besser und professioneller wurde, ist man an den jetzigen, zentraleren Standort umgezogen.

Ich glaube, inzwischen würde niemand mehr einen Fußballclub nach einer Fabrik mit so einem blutigen Hintergrund zu benennen, die Zeiten sind zum Glück vorbei.

Ich bin aber der Meinung, dass Fußball durchaus auch ein bisschen Kriegsersatz sein kann, und darüber habe ich schon mal in meinem Artikel Schotten-Power geschrieben.

Allerdings glaube ich nicht, dass Arsenal militaristischer ist als andere Vereine. Das Wappen mit der Kanone hat Tradition, deshalb stellt es keiner in Frage, und man ist offensichtlich immer noch stolz darauf.

Wer sind die „Guten“?

Fußball und Völkerverständigung

Emirates Stadion von Arsenal, London

Die Emirates Airline ist ein wichtiger Sponsor und danach wurde auch das moderne Arsenal Stadion benannt.

Auf den Trikots steht in großen Buchstaben der Slogan „Fly Emirates“.

Die Fluglinie gehört schon allein deshalb zu den „Guten“, weil sie Geld gibt, und ohne Geld geht ja nun einmal nichts.

Um als guter Ausländer zu gelten, spielt das in unserer Welt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber es ist immer noch so eine Sache mit Fußball und anderen Kulturen …

Vor vielen Jahren habe ich mich mal bei einer Taxifahrt mit dem Fahrer unterhalten, und der sagte mir, er mag den Trainer der englischen Fußballnationalmannschaft nicht.

Als ich fragte, wieso nicht, meinte er: „Weil er Ausländer ist.“

Der Trainer war damals ein Schwede. Ich wage allerdings zu behaupten, dass auch ausländische Trainer okay sind, solange sie Top-Leistungen bringen, wenn nicht, wird schnell mal die Nationalität verantwortlich gemacht.

Der jetzige Trainer von Arsenal ist Franzose, und da der Verein ziemlich gut spielt, gibt’s damit anscheinend kein Problem.

Auch das Team von Arsenal ist ja sehr international und das hat garantiert ebenfalls mit Geld zu tun.

Arsenal kann es sich einfach leisten, die besten Spieler aus aller Welt „einzukaufen“.

Und jetzt, wo ich das hier schreibe, gibt es bei Arsenal aktuell drei Spieler aus Deutschland, darunter Mesut Özil, der hier ganz selbstverständlich „ein Deutscher“ ist, der Migrationshintergrund spielt offenbar keine Rolle, dazu gibt es hier auch eh viel zu viele Leute, für die das gilt, und er ist ja eh schon dritte Generation.

Im Idealfall Völkerverständigung

Was die Fans betrifft, so möchte ich klarstellen, dass natürlich die meisten nett und friedlich sind, aber leider sind mir auch schon aggressive und rassistische Fußballanhänger über den Weg gelaufen, deshalb hatte ich lange Zeit nicht viel für den Sport übrig.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich hier in meiner Gegend bisher damit noch keine schlechten Erfahrungen gemacht habe.

Im Idealfall kann Fußall ja tatsächlich Leute und Nationen zusammenbringen, er muss kein Ersatz für Kriege mehr sein.

Ich hatte selber auch schon ein nettes Erlebnis, was das betrifft. Vor vielen Jahren war ich zu der Zeit in Frankreich im Urlaub, als das Land gerade die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hatte.

Da haben wir uns einfach mit den Franzosen gefreut und gefeiert und den ganzen Abend „On est le champion“ und andere Lieder mitgesungen. So macht es mir auch Spaß 😉

An dieser Stelle möchte ich mit dem schönen Satz abschließen, der auf Mesut Özils Website zu lesen ist:

„Warum soll ich die Welt bezwingen, wenn ich sie verzaubern kann?“

 

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Der 1. Mai ist in Großbritannien kein Feiertag – dafür gibt es Bank Holidays

01/05/2015 By Tina 2 Kommentare

 

Feiertage - Bank Holidays - Unterschiede zwischen England und Deutschland

Der 1. Mai ist in Großbritannien ein normaler Arbeitstag

Der Maifeiertag wurde hier auf der Insel abgeschafft

Am 1. Mai freut man sich ja in Deutschland und vielen anderen Ländern auf der Welt über einen freien Tag. Nicht so in Großbritannien.

Diesen Feiertag gibt es nur noch dann, wenn er zufällig auf einen Montag fällt, dann ist es ein so genannter Bank Holiday.

Ursprung der Bank Holidays

Im ganzen Land ist hier am ersten und letzten Montag im Mai ein Bank Holiday.

Weitere Bank Holidays sind in England, Wales und Nordirland am letzten Montag im August und in Schottland am ersten August-Montag. 

Oberflächlich betrachtet hat Großbritannien nur wenige Feiertage, aber dafür können sie, anders als in Deutschland, nie aufs Wochenende fallen.

Bank Holidays gibt es in Großbritannien seit 1871, und der Name stammt daher, weil es ursprünglich Banker waren, die diese zusätzlichen freien Tage durchgesetzt haben.

Inzwischen sind dann zwar immer noch die Banken geschlossen, aber die Geschäfte haben, zumindest in London, trotzdem fast alle geöffnet.

Auch weniger kirchliche Feiertage

In Großbritannien ist außerdem der Pfingstmontag normalerweise kein Feiertag, es sei denn, er fällt auch zufällig mit einem Bank Holiday zusammen.

Generell gibt es hier weniger kirchliche Feiertage. An Ostermontag und am 1. und 2. Weihnachtstag (Boxing Day) ist allerdings auch frei.

Aber Achtung am 1. Weihnachtstag: Viele Besucher rechnen nicht damit, dass dann keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren!

 

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Leben in London – immer wieder Abenteuer

24/03/2015 By Tina 3 Kommentare

Hiermit beteilige ich mich an der Blogparade von Forian (flocblog) zum Thema „Dein Abenteuer ist nicht mein Abenteuer“. Florian schreibt, dass man im Ausland oft Geld sparen kann, weil es an vielen Orten billiger ist als in Deutschland. Meine Traumstadt London ist allerdings eine der teuersten Städte der Welt.

Ich liebe das Multikulturelle und die Veränderung

Jetzt lebe ich schon sage und schreibe 14 Jahre in dieser Stadt und liebe sie noch immer. Es gibt hier viele verschiedene Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen, und dann sind da die ganzen Dinge, die man hier unternehmen kann – vorausgesetzt, man kann sie sich leisten.

Dabei habe ich noch nicht mal das, was manche Leute einen „richtigen Job“ nennen, das heißt, ich arbeite schon seit vielen Jahren freiberuflich, und noch dazu sehr gerne. Es ist ein Abenteuer, denn ich muss aufpassen, dass genug Geld reinkommt, aber es gibt mir immer wieder die Gelegenheit, beruflich neue Sachen auszuprobieren.

Das reicht von Journalismus über Deutschunterricht und Übersetzen der unterschiedlichsten Formate bis hin zum Schreiben von Audioskripten. Und es kommt bestimmt mal wieder etwas Neues dazu. Langeweile ist jedenfalls definitiv ein Fremdwort für mich.

Meine größte Herausforderung: hohe Wohnkosten

Nun kommen wir zu dem, was die meisten Leute in London abenteuerlich finden: Es heißt, dass sich selbst Madonna schon über die hohen Hauspreise aufgeregt hat, dabei sollte man eigentlich meinen, dass sie das nötige Kleingeld hat.

Wegen der exorbitanten Mieten wohne ich hier wie viele andere auch in einer WG, und wenn ich bei der Zimmersuche von Anfang an gewusst hätte, was ich heute weiß, wäre die Sache einfacher gewesen.

Man muss nämlich wissen, dass „single rooms“ meistens bessere Besenkammern sind und auch ein „double room“ bedeutet nur, dass ein Doppelbett reinpasst.

Es ist gut, wenn in der Anzeige ausdrücklich drinsteht, dass die Zimmer groß sind, sonst kann man manchmal trotzdem keinen Schreibtisch unterbringen.

„Groß“ ist natürlich relativ, und Quadratmeter- bzw. Square-Foot-Angaben findet man selten, da hilft dann letzlich doch nur noch eine Besichtigung. Das kann ziemlich zeitraubend werden, es ist aber auch interessant, sich die unterschiedlichsten Wohnungen von innen anzugucken, und ich habe dadurch schon vieles gesehen.

WG-Leben positiv betrachtet

In Wohngemeinschaften kann man einiges erleben, und sie können toll sein, um mit anderen Spaß zu haben und man muss dafür noch nicht mal das Haus verlassen.

Durch das Zusammenwerfen diverser Weinvorräte mit Wohnies habe ich sogar die wichtige Erkenntnis gewonnen, dass ich Weißwein und Rotwein zusammen einfach nicht vertrage, schon gar nicht in großen Mengen 😉

Durch Mitbewohner verschiedenster Nationalitäten lerne ich auch immer wieder etwas über kulturelle Eigenheiten. Wusstet ihr, dass manche Japaner sprechende Badewannen haben, die einem sagen, wenn die Wanne voll ist?

Das würde ich hier auch sehr praktisch finden, weil bei mir schon mal ein Wasserschwall durch die Decke kam, als jemand in der Wohnung darüber die Wanne überlaufen lassen hat.

Dann sind da noch die ganzen unterschiedlichen Sprachen, die mich faszinieren: In meiner jetzigen WG habe ich zum Beispiel schon viele schottische Schimpfwörter gehört, die kaum ein Engländer versteht.

Putzeimer-Staubsauger scaledReizthema Putzen

Zum Thema Putzen könnte ich einiges erzählen, und was das betrifft, hatte ich in der Verangenheit oft nervenaufreibende Erlebnisse.

Wie gut, dass mir der übliche deutsche Reinlichkeits-Standard sowieso zu hoch ist, in London liegt er meiner Erfahrung nach im Durchschnitt niedriger. Allerdings gibt es hier natürlich, wie überall auf der Welt auch,  Leute mit unterschiedlichen Einstellungen.

Als ich mal mit Künstlern zusammengelebt habe, die es mit dem Putzen extrem lässig sahen, kamen irgendwann kleine, niedliche Haustiere zum Vorschein, sprich Kakerlaken, und dann war es wieder Zeit für einen Umzug.

Und mit einer anderen Mitbewohnerin habe ich das Gegenteil erlebt: Sie wollte eine 200%ig saubere Wohnung, und wenn nicht alles perfekt genau so war, wie sie sich das vorstellte, bekam sie gelegentlich auch schon mal hysterische Anfälle.

So was muss ich mir nicht mehr antun. Inzwischen achte ich darauf, dass ich nur noch mit Leuten zusammenwohne, die ähnliche Vorstellungen haben wie ich und lebe jetzt schon seit vielen Jahren ohne Putzstress in ein und derselben Wohnung.

Natur in London

Natur in London

Capital Ring in London, Abschnitt Highgate – Stoke Newington

Wer der Meinung ist, Abenteuer fänden eh nur in der Natur statt und Städter könnten da gar nicht mitreden, den möchte ich darauf hinweisen, wie grün London ist.

Es fängt schon damit an, dass erstaunlich viele Häuser Gärten haben. Auch da, wo ich jetzt lebe, gibt es einen.

Und ich wohne nahe am Capital Ring, das ist ein Wanderweg rund um den inneren Teil von London. Noch weiter draußen gibt es einen anderen Ring um die Stadt, den London Loop. Da wäre ich schon mal fast in Matsch und Wasser versunken, als es vorher heftig geregnet hatte (ich übertreibe nicht!).

Last but not least möchte ich meinen Lieblingspark Hampstead Heath erwähnen, der wilder ist als andere Parks.

Lieber glücklich als höherer Lebensstandard

London bietet mir unterm Strich immer wieder neue Abenteuer und Anregungen verschiedenster Art, und trotz aller immer mal wieder überraschenden Herausforderungen gefällt mir die Mischung nach wie vor.

Ich mache wertvolle Erfahrungen, selbst durch Fehler, die ich dann nicht mehr wiederholen muss. Das Ganze kommt natürlich auch zu einem Preis, weil ich oberflächlich betrachtet einen niedrigeren Lebensstandard als in Deutschland habe, allerdings empfinde ich das nicht so.

Was nützt mir mehr oberflächlicher Komfort, wenn er mich nicht glücklich macht, wenn ich nicht die Dinge tun und die Leute treffen kann, die ich treffen möchte?

Manchmal ertappe ich mich sogar dabei, dass ich mich extrem reich fühle, auch wenn das nach konventionellem Standard nicht der Fall ist, ich habe nämlich beschlossen, nach meinem eigenen Standard zu leben.

 

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Freedom Writers

23/10/2014 By Tina Kommentar verfassen

Mir ist neulich ein Erlebnis eingefallen, dass ich in meinem Lieblingspark Hampstead Heath hatte.

Wie so oft saß ich da und schrieb. Etwas weiter enfernt sah ich eine Gruppe von Jugendlichen, die mit irgendwelchen Sachen warfen, kümmerte mich aber nicht weiter darum.

Plötzlich stellte sich ein junges Mädchen schützend vor mich und rief den anderen zu: „Passt auf, die schreibt hier.“ Dann wandte sie sich zu mir um und meinte: „Kannst du nicht auch mal was über uns schreiben?“ Ich wunderte mich und fragte, was denn da gerade los sei. Sie meinte, eine Gruppe hätte einer anderen irgendwas stiebitzt.

Nun kam auch schon die Polizei, die sich mit den Jugendlichen unterhielt, ich fand das allerdings reichlich übertrieben und hatte mich keine Sekunde lang bedroht gefühlt. Jetzt mache ich mein Versprechen an das junge Mädchen wahr und schreibe etwas über die Jugendlichen in London.

Jugendunruhen in London 2011Gerade habe ich mich auch an die Unruhen erinnert, die es vor Jahren in London gab: Jugendliche plünderten Geschäfte und steckten Autos in Brand, es gab große Diskussionen – die einen forderten ein härteres Vorgehen gegen die jungen Leute und andere sagten, dass die Mehrheit von ihnen eh nichts zu verlieren hat und in schwierigen sozialen Verhältnisse lebt.

London ist eine der teuersten Städte der Welt, und wer in Armut und ohne gute Bildung aufwächst, kann sich an 5 Fingern abzählen, was die Zukunft bringt, weil sich ja oft nicht mal Leute mit guter Bildung und durchschnittlichem Einkommen eine eigene Wohnung leisten können.

Selbst ich kann ein Lied davon singen und zahle einen Preis dafür, dass ich hier lebe: Ich wohne in einer Wohngemeinschaft, allerdings nicht mehr in einer der allerbilligsten, aber das ist trotzdem nicht immer lustig.

Die Jugendlichen im Park wirkten noch nicht einmal aggressiv auf mich. Sind solche Kämpfe von zwei Gruppen untereinander nicht harmlos und normal?  Aber selbst da musste gleich die Polizei kommen.

Und dieses Mädchen, das mich angesprochen hat, das hat mich wirklich nachdenklich gemacht, und ich musste auch an meine eigene Vergangenheit als depressiver Teenager denken, was ja nur die andere Seite der Medaille ist – die Aggressivität richtet sich ja bei Depressionen eigentlich gegen einen selbst.

In einer komplizierten Welt ist die Pubertät oft besonders schwer und ich finde, es wird immer noch viel zu wenig für Jugendliche getan und sie werden zu schnell als kriminell abgestempelt.

Ich selbst bin als 14-Jährige mit dem Tagebuch-Schreiben angefangen, und es hat mir immer wieder auch in schwierigen Situationen weitergeholfen.

Für alle, die sich zu dem Thema Tagebuchschreiben für Jugendliche – aber nicht nur für die –  inspirieren lassen möchten, dem empfehle ich das Buch Freedom Writers – Wie eine junge Lehrerin und 150 Jugendliche sich und ihre Umwelt durch Schreiben verändert haben, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat und auf wahren Begebenheiten beruht. Es geht dabei um Jugendliche, die in den USA unter härtesten Umständen im Ghetto leben. Durch Tagebuchschreiben und ihre engagierte Lehrerin ändert sich ihr Leben zum Positiven.

Schreiben ist natürlich nur ein Weg von vielen, um die Dinge zu verändern, aber jeder kann leicht damit anfangen.

 

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