Am 11.11. um 11.11 Uhr gibt es ja in Deutschland immer ein großes Trara, und los geht es mit der neuen Karnevalssaison. Wer allerdings denkt, dass hier in London etwas Ähnliches passiert, wird sich wundern oder womöglich schockiert sein, denn der Kontrast ist sehr groß und man könnte ihn sogar makaber nennen.
Um 11 Uhr gibt es in London und anderswo am 11.11. traditionell ein zweiminütiges Schweigen. Man denkt dann an die Soldaten, die in Kriegen umgekommen sind und die Tradition reicht bis zum 1. Weltkrieg zurück.
Am „Remembrance“ oder „Armistice“ Sunday“, also am Sonntag, der dem 11. November am nächsten ist, finden außerdem Feierlichkeiten im ganzen Land und vor allem auch in Commonwealth-Ländern statt.
Das Symbol für diese Erinnerungen sind Mohnblumen zum Anstecken, die um diese Jahreszeit verkauft werden und der Erlös geht an Kriegsveteranen oder ihre überlebenden Angehörigen.
Hintergründe
Inspiriert wurden die Tradition mit den Mohnblumen von dem Kriegsgedicht „In Flanders Fields“ (Auf Flanders Feldern), eines der bekanntesten englischsprachigen Gedichte über den Ersten Weltkrieg.
Der kanadische Lieutenant John Mc Grae, der u. a. auch Schriftsteller war, erinnert damit an einen gefallenen Freund und Soldaten.
Der rot blühende Klatschmohn ist ein Symbol für das vergossene Blut, aber auch gleichzeitig für Hoffnung, Mohnsamen ist nämlich sehr keimfähig und Mohnblumen wachsen auch unter widrigen Umständen; die Böden der Kriegsfelder waren ja damals vom deutschen Chlorgas zerstört.
Die Tradition heute
Von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und von denen, die im Fernsehen auftreten, wird in Großbritannien traditionell erwartet, dass Sie die Poppies tragen.
Allerdings gibt es inzwischen auch von manchen Seiten Kritik, weil man das Ganze auch als Glorifizierung und Rechtfertigung der heutigen Kriege verstehen könnte.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich selber immer schon gemischte Gefühle bei den Poppys hatte und mittlerweile habe ich sogar den Eindruck, dass sie von weniger Leuten in der Öffentlichkeit getragen werden als noch vor einigen Jahren.
Man kann Großbritannien sicher als ein Land bezeichnen, in dem Traditionen generell wichtiger sind als in Deutschland und dieses Land gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den „Guten“, während von Deutschland das Schlimmste ausging, was jemals in der Geschichte der Menschheit passiert ist, von daher fällt es mir wohl auch schwer, überhaupt etwas Positives an Kriegen zu sehen – an welchen Kriegen auch immer.
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