Tanja Starck von www.reiseaufnahmen.de hat zur Blogparade zum Thema Glückssuche mit der Frage aufgerufen, ob es uns als digitale Nomaden rauszieht in die Welt, und hier schreibe ich über meine Sicht der Dinge.
Auch freiberufliche, digitale Arbeit ist nicht immer Gold
Bei mir ist es ja schon 14 Jahre her, dass ich meinen Job in Deutschland gekündigt habe. Ich bin zwar keine digitale Nomadin geworden, arbeite aber seitdem freiberuflich in meiner Wahlheimat London.
Unterm Strich liebe ich das, was ich tue, aber es gab auch schon Situationen, die mir ein bisschen wie ein Hamsterrad vorkamen. Zum Beispiel habe ich viele Jahre lang ausschließlich als freiberufliche Übersetzerin von Filmuntertiteln gearbeitet, was einerseits interessant war, aber ich habe auch so manche Spät- und Nachtschicht eingelegt, weil zeitweise extrem viel zu tun war und dann auch wieder gar nicht. So etwas vermeide ich heutzutage, soweit es geht. Ich konnte damals auch nicht einfach Aufträge ablehnen – schließlich musste ich wie die meisten Leute auch Geld verdienen. Das Ganze spitzte sich dann zu, als in der gesamten Branche die Honorare immer weiter gesenkt wurden, weil man für diese Art von Arbeit irgendwann nicht mehr in einer teuren Stadt wie London leben musste – ein Internet-Zugang genügte. Damals wäre es in der Tat praktisch gewesen, in ein Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten zu ziehen oder eben als digitale Nomadin in Ländern unterwegs zu sein, wo man günstig lebt.
Ich liebe allerdings London zu sehr, um hier wegzugehen. Außerdem weiß ich, wie schnell sich die Dinge ändern können und würde mich nicht mehr nur auf eine Art von Arbeit verlassen. Stattdessen mache ich unterschiedliche Dinge, u.a. Deutsch unterrichten und verschiedene Formate übersetzen, damit nicht alles auf einmal wegfällt, wenn es irgendwo nicht mehr so gut läuft.
Außerdem ist es mir inzwischen wichtig, eigene Projekte mit noch mehr Freiheit zu haben, die einem keiner nehmen kann, dazu zählt auch dieser Blog, der mir großen Spaß macht. Dabei sagt einem aber auch niemand mehr, wann etwas fertig zu sein hat. Um etwas gebacken zu kriegen, muss ich mir selber Fristen setzen, und das ist mir bisher oft schwer gefallen. Aber ich arbeite daran, und ich glaube, ich habe jetzt eine Lösung gefunden. Für diesen Beitrag habe ich mich zum Beispiel mit einer Freundin, die in einer ähnlichen Situation ist, heute noch zum Skypen verabredet. Wir wollen uns gegenseitig davon berichten, was wir geschafft haben, und wie man sieht, habe ich immerhin diesen Artikel geschrieben …
Menschen aus aller Welt zu treffen ist mir wichtiger als Reisen
Ich finde, bei der Frage, wie wir leben und arbeiten sollten, kann es keine Patentrezepte geben, die Entscheidung müssen wir selber treffen, je nachdem, welche Bedürfnisse wir haben, mit wie viel Sicherheit und wie viel Freiheit wir uns am wohlsten fühlen und wie das alles dann genau aussehen soll.
Wenn ich überhaupt als digitale Nomadin leben wollen würde, dann deshalb, um Menschen aus aller Welt kennenzulernen, immer wieder neue Länder zu sehen, ist mir nicht wichtig. Ich verreise heutzutage sogar weniger als von Deutschland aus. Leute aus allen Ecken der Welt treffe ich in London sowieso ständig, es ist immer wieder spannend, und das ist mir persönlich am wichtigsten – warum sollte ich also woanders sein wollen? Es gibt ja auch Leute, die viel reisen, und dabei in All-inclusive-Ghettos selten wirklich einschneidenden neuen Erfahrungen machen. Bei so etwas würde ich mich garantiert wahnsinnig langweilen.
Mir gefällt übrigens auch meine Homebase am Ort der Wahl zum Arbeiten und Leben.
Freiberuflich arbeite ich ja eh schon seit vielen Jahren und werde das weiter tun, allerdings ist es mein Ziel, dabei immer mehr Selbstbestimmung zu haben, so, wie es jetzt schon teilweise der Fall ist, und damit meine ich, wie schon gesagt, nicht die Ortsunabhängigkeit. Ich bin optimistisch, dass mir das in Zukunft noch besser gelingen wird 🙂
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