Nun lebe ich schon seit 15 Jahren in London, aber ich war vor Kurzem zum ersten Mal für 3 Tage in Edinburgh. Mittlerweile verstehe ich gar nicht mehr, warum ich mit meinem Besuch so lange gewartet habe, denn es hat mir sehr gut gefallen.
Ein paar Zahlen
In Edinburgh leben ca. eine halbe Million Menschen. Es ist die Hauptstadt von Schottland, das wiederum etwa 5,4 Millionen Einwohner hat. Schottland nimmt etwa ein Drittel der Landmasse Großbritanniens ein, aber die Einwohnerzahl entspricht nur etwa 8,4 % des Vereinigten Königreichs, das außer Großbritannien noch Nordirland umfasst.
In Schottland sind selbst die Geldscheine anders
Direkt nach der Ankunft im Zentrum wird uns schon ein tolles Panorama geboten: Wir sehen die hoch aufragende mittelalterliche Burg, das Wahrzeichen der Stadt.
Das Edinburgh Castle ist auch auf der schottischen 10-Pfund-Note abgebildet. In England gibt es andere Geldscheine als in Schottland, und die Schotten akzeptieren auch die englischen, und theoretisch sollte das auch umgekehrt der Fall sein, aber ich weiß, dass dem nicht immer so ist. Manchmal weigern sich Geschäfte in London, schottische Banknoten anzunehmen, deshalb habe ich zwar schottisches Geld in Edinburgh abgehoben, weil ich das auch mal in der Hand halten wollte, aber ich habe alles vor Ort ausgegeben und am Schluss per Bankkarte bezahlt.
Schon komisch, dass es mit dem britischen Pfund innerhalb ein und desselben Landes Probleme gibt. Die Euroscheine sind ja auch nicht alle gleich, aber die werden ohne weiteres in der ganzen EU akzeptiert, egal, wo sie ausgestellt wurden.
Edinburgh ohne Regen
Mit dem Wetter hatte ich großes Glück, deshalb habe ich mich viel draußen aufgehalten und war auch am Meer im Vorort Leith, der übrigens sehr zu empfehlen ist, unter anderem wegen der schönen Lokale am Wasser. Außerdem bin ich einen Teil des Wanderwegs abgelaufen, der an einem kleinen Flüsschen entlang führt, das ebenfalls den Namen Leith trägt und bis in die Innenstadt von Edinburgh führt.
Auch im Zentrum selbst ist man schon sehr schnell richtig in der Natur: Direkt hinter dem schottischen Parlament Holyrood mit dem Amtssitz der Queen direkt daneben, wo die sich ungefähr eine Woche im Jahr aufhalten soll, befindet sich gleich dahinter der so genannte Arthur’s Seat, ein Berg, der zum Spazierengehen einlädt. Das wäre genau das Richtige für mich gewesen, weil ich ja die Mischung aus Großstadt und viel Natur besonders mag, die ich ja auch schon von London kenne. Allerdings habe ich es in der kurzen Zeit nicht mehr geschafft, den Berg zu besteigen. Der steht bei mir für meinen nächsten Trip nach Edinburgh auf dem Programm, denn ich war garantiert nicht zum Letzten Mal in dieser tollen Stadt.
Von Holyrood aus ist man auch schon gleich auf der Straße, die Royal Mile genannt wird und eigentlich aus der Aufeinanderfolge von mehreren Straßen besteht und zur Burg hochführt: Abbey Strand, Canongate, High Street, Lawn Market und Castle Hill. Es ist der belebteste Teil in der Altstadt von Edinburgh. Ihr Name hängt damit zusammen, dass sie ungefähr eine alte schottische Meile lang ist, und die entspricht etwa 1,804 km. Dieses Längenmaß wurde offiziell 1685 durch die englische Meile ersetzt, es wurde aber trotzdem noch manchmal bis Anfang des 19. Jahrhunderts gebraucht. Die englische Meile entspricht wiederum 1,609 km, und dieses Längenmaß wurde irgendwann im gesamten früheren Empire eingeführt und ist heute auf der ganzen Insel üblich.
Nun gehen wir von Holyrood die Royal Mile bis zur Burg hoch, vorbei an typisch schottischen Läden mit allerlei karierten Souvenirs, aus denen oft Dudelsackmusik zu hören ist. Kurz hinter Holyrood habe ich aber noch zwei besondere Museen besichtigt.
Mein Lieblingsmuseum in Edinburgh: „The People’s Story“
Nicht weit die Royal Mile hoch befindet sich in Canongate 142 das Edinburgh-Museum, der Eintritt ist umsonst, wie in vielen anderen Museen in Schottland und Großbritannien auch. Neben interessanten Exponaten habe ich da einen schönen Kurzfilm zur Stadtgeschichte gesehen.
Auf der Straßenseite gegenüber vom Edinburgh-Museum beherbergt das Haus Canongate 163 „The People’s Story„, und das ist mein besonderer Museums-Tipp. Hier geht es ausdrücklich um die Geschichte ganz einfacher Leute. Da ist zum Beispiel die Mutter, die ihren Mann durch die Cholera verloren hat und ihre Kinder irgendwie durchbringen muss. Sie wohnt ganz beengt irgendwo auf einem Dachboden. Oder es werden Männer, Frauen und sogar Kinder gezeigt, die allein fürs blanke Überleben schwer schuften mussten.
Überall im Museum sind Toneffekte zu hören, und die fand ich auch sehr interessant. Das macht das Ganze besonders authentisch, und man kann sich dadurch noch besser in frühere Zeiten hineinversetzen.
Für weitere Inspirationen zu Edinburgh empfehle ich die Dokumentation Edinburgh … Da will ich hin, die in der Mediathek der ARD zu sehen ist.
Sprachliche Besonderheiten
Wer sich das ARD-Video ansieht, kann hören, dass der Moderator den Namen der Stadt [ˈɛdɪnbərə] ausspricht. Das ist auch tatsächlich die richtige deutsche Aussprache laut Duden, allerdings nicht die britische. Mir ist es schon öfter passiert, dass Deutsche darauf bestanden haben, dass dies die einzig richtige Aussprache auf Englisch sein soll. Das stimmt aber nicht, denn ich habe verschiedene Briten gefragt und in unterschiedlichen Wörterbüchern nachgesehen: In Großbritannien spricht man Edinburgh am Ende meistens ein bisschen ähnlich wie „bro“ wie in „brother“ aus. Wer mir nicht glaubt, kann sich das ja mal selbst im Oxford Learner’s Dictionary anhören.
Und hier last but not least eine kleine Kostprobe davon, wie ein schottischer Akzent klingt:
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