Ich vergesse hin und wieder, dass ich hier auf einer Insel lebe, deshalb gehe ich heute mal ans Wasser
Der letzte noch erhaltene Teeklipper der Welt liegt in Greenwich vor Anker
Die Cutty Sark wurde 1869 in Schottland gebaut, um Tee auf schnellstem Weg von China nach Großbritannien zu bringen. Später wurde dann auch Wolle mit diesem Schiff transportiert und sie ist ein “Klipper”, also eins der besonders schnellen Fracht-Segelschiffe, die ihre Blütezeit in der Mitte des 19 Jahrhunderts hatten.
Es ist eigentlich erstaunlich, dass es die Cutty Sark überhaupt noch gibt – sie hat nämlich nicht nur Kriege und Stürme, sondern auch ein verheerendes Feuer überstanden. Heute ist sie ein Museumsschiff.
Wenn ich von “überstanden” spreche, muss ich dazu sagen, dass sich das Schiff im Laufe der Zeit verändert hat. Am dramatischsten war wohl das Feuer im Jahr 2007, als der Schiffsrumpf fast vollständig ausbrannte. Zum Glück hatte man zufälligerweise vorher vieles aus dem Inneren in Sicherheit gebracht, weil die Cutty Sark restauriert werden sollte, deshalb ist sogar noch ein großer Teil der Originalsubstanz erhalten geblieben.
Trotzdem hat es natürlich einige Veränderungen geben. Das blaue Glas, von dem man hier im Bild unten am Bug ein Stück sehen kann, ist Teil eines Unter- und Vorbaus aus modernem Material, das heißt, man betritt das Schiff inzwischen nicht mehr direkt, sondern durch einen neuen, verglasten Bereich, einschließlich Kasse, Restaurant und Souvenirladen.
Auf dem Schiff sind nun auch interaktive Erfahrungen möglich, zum Beispiel können Kinder als virtuelle Matrosen ein Gefühl dafür bekommen, wie es war, unter den damaligen Bedingungen auf so einem Klipper zu arbeiten.
Ehrlich gesagt hat mir die Cutty Sark vorher im ursprünglichen Zustand noch besser gefallen, aber die Verantwortlichen begründen die Modernisierung vor allem damit, dass sich das Schiff so angeblich leichter für zukünftige Generationen erhalten lässt.
Auf der Golden Hinde hat schon Francis Drake die Welt umsegelt
Nun kommen wir zu einem besonders alten Schiff, oder besser gesagt einer orginalgetreuen Nachbildung der Golden Hinde (auch “Golden Hind” geschrieben = “Goldene Hirschkuh”). Sir Francis Drake war mit dem Original bereits von 1577 bis 1580 als erster Engländer auf den Weltmeeren unterwegs.
Als ich das Schiff zum ersten Mal sah, war ich überrascht, denn ich hatte es mir viel größer vorgestellt. Es ist auch kein Handelsschiff, sondern eine sogenannte Galeone, also ein besonders schnelles und bewegliches Schiff, das sich für den Kriegseinsatz eignet.
Es gibt in verschiedenen englischen Häfen Nachbildungen der Golden Hinde und das Exemplar in London hat selbst viele Meilen auf dem Buckel – auch diese Golden Hinde hat umgerechnet schon fünfmal die Erde umrundet, und sie war früher oft für BBC-Filmaufnahmen im Einsatz.
Jeder, der das Schiff einmal sehen möchte, kann es sich am Fußweg entlang des Südufers der Themse ansehen.
Die Golden Hinde liegt im St. Marie Ovarie Dock, und ich finde diesen Standort ziemlich ungewöhnlich. Das Schiff liegt förmlich eingezwängt zwischen einem altehrwürdigen Pub und einem seltsamen Gebäude, das nach meinen vorsichtigen Schätzungen aus den 1970er Jahren stammen könnte.
Hausboote
Auch neuere Schiffe sehen manchmal schon etwas älter aus, und das gilt vor allem für Hausboote, von denen es in London gar nicht so wenig gibt.
Die Not wegen der hohen Wohnungspreise macht schließlich erfinderisch und auf dem Wasser liegen die Preise fürs Wohnen doch meistens deutlich unter dem sonstigen Durchschnitt.
Es gibt aber auch Leute, die einfach das Leben auf dem Hausboot lieben – entweder permanent oder hin und wieder – und zu denen zählt ja auch Annette Dittert, die frühere ARD-Korrespondentin in London.
Am besten gefallen mir übrigens bunte Boote wie auf diesem Bild hier.
Wer mal Lust auf einen Besuch in Nord-Ost London hat, dem empfehle ich die Springfield Marina, da gibt es neben viel Natur jede Menge Hausboote zu sehen.
Moderne Schiffe
Ich verstehe gar nicht mehr, warum ich so lange damit warten musste, bis ich endlich auch einmal ein River Boat bestiegen habe.
Es liegt vielleicht daran, dass ich früher schon mal bei einem Betriebsausflug das Vergnügen hatte, mit einem Schiff auf der Themse Richtung Osten bis hinter die Thames Barrier zu fahren, deshalb hatte ich das Gefühl, ich hätte schon alles gesehen.
Die Thames Barrier ist übrigens eines der größten Sturmflutsperrwerke weltweit. Sie wird bei zu hohem Wasserstand geschlossen, um London vor Hochwassergefahr zu schützen.
Aber zurück zu den “River Boats” oder “Thames Clippers”: Sie gehören zu den öffentlichen Verkehrsmitteln in London. Es gibt verschiedene Optionen, die ich hier nicht aufzählen möchte, stattdessen ist hier ein Link für alle, die sich weiter informieren möchten.
Ich finde es fast schade, dass ich keinen Grund habe, um ständig irgendwo mit dem River Bus zu fahren, ich bin nämlich inzwischen so richtig auf den Geschmack gekommen.
Wer es besonders ausgefallen liebt, kann neben den üblichen Restaurant- und Partyschiffen auch Amphibienfahrzeuge buchen, die als so genannte “Duck Tours” nicht nur an Land, sondern auch im Wasser fahren.
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